Mittwoch, 29. Oktober 2014

Home sweet Home

Ich bin nun seit 4 Tagen wieder zu Hause. Es geht mir gut, ich habe so gut wie keine Schmerzen und würde eigentlich schon wieder arbeiten gehen. Aber da hat Frau Doktor mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie sagte, sie kennt mich nun schon ein wenig und wenn sie mir nun eine lange Leine lasse, würde ich gleich wieder Vollgas an die Arbeit gehen, ohne besonders gut auf mich zu achten. Ja, Frau Doktor hat Recht. Andererseits finde ich es wirklich schrecklich, zu Hause zu sein, obwohl ich mich arbeitsfähig fühle. Mein Job findet im Büro statt, also körperlich müssen keine Höchstleistungen vollbracht werden. Die Alternative lautet: Home Office. Nicht durchgehend, aber zumindest halbtags. So habe ich das Gefühl, dass zumindest nicht so viel liegen bleibt und kann meinen unterbeanspruchten Geist auch ein wenig fit halten.

Ansonsten lese ich, schaue Serien und versuche zu entspannen. Gestern bin ich eine Stunde spazieren gegangen und habe danach gemerkt, dass ich körperlich wirklich noch nicht so auf der Höhe bin. Also gilt es, den Anweisungen von Ärztin, Familie und Freunden Folge zu leisten und sich zu viel wie möglich reglos auf der Couch liegend zu "entspannen".

Und wie geht es mir so? Seelisch? Eigentlich ganz gut. Außer einem kleinen Einknicken an Tag 2 im Krankenhaus habe ich nicht mehr geweint, ich bin optimistisch gestimmt, dass meine Genesung schnell voranschreitet und Frau Doktor machte auch Hoffnungen, dass wir mit dem nächsten Zyklus in die Kryo starten können. Das wäre, je nach dem, wann der HCG Wert sich entscheidet, auf 0 zu sinken, irgendwann im Dezember oder Anfang Januar.

Noch eine schöne Anekdote zum HCG Wert: Ich rief vorgestern Abend in der Kiwu Praxis an. Ich hatte am Mittag die Nachsorge, Krankschreibung etc. machen lassen und nochmal Blut abgegeben. Es muss ja kontrolliert werden, ob der beta HCG nun auch wirklich sinkt (zuletzt lag er bei 6000). Ich hatte noch so die diffuse Panik, dass sich vielleicht auch im anderen Eileiter was eingenistet hat, schließlich waren es ja 2 Blastos. Da sind wir mal wieder bei Wahrscheinlichkeiten, aber momentan würde ich nichts ausschließen. Ich rufe also in der Praxis an, um den Blutwert abzufragen. Die SSH (Sprechstundenhilfe) braucht sehr lange und setzt dann mit trauriger Stimme an: Frau A. das tut mir jetzt leid (...). Interessant, wie viele Gedanken man innerhalb von 2 Sekunden haben kann. Wieder Krankenhaus? Weitere Untersuchungen? Doch was auf der anderen Seite? Restgewebe? In der Gebärmutter? Bis sie weiter sagte: Der Wert ist jetzt leider gesunken.
Puh. Liebe SSH, ich hatte eine ELSS, der Wert MUSS sinken, Sie verstehen? Da hatte sie leider nicht den vollständigen Zusammenhang erfasst. In 99% der Fälle sind die Frauen am Telefon sicher sehr traurig bei dieser Nachricht. Ich nicht. 300? Spitzenmäßig, dann nähern wir uns ja der 0.

Nächsten Montag gehe ich wieder hin, weil Frau Doktor mich nochmal sehen und das Blut kontrollieren möchte. Geht in Ordnung. Bis dahin piksen vielleicht diese angeblich selbstauflösenden Nähte auch nicht mehr so. Ist ja ne super Erfindung, nur leider hat mir niemand gesagt, wann diese selbstauflösende Eigenschaft eigentlich einsetzt. Ich hoffe bald.


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