Sonntag, 19. Oktober 2014

Erste ICSI

Für uns kommt nichts anderes in Betracht als eine ICSI. Intrazytoplasmatische Spermieninjektion. Welch hübsches Wortgerüst. Letztendlich bin ich erstmal froh. Wäre ich nämlich vor 40 Jahren in dieser Situation gewesen, wäre hier jetzt gerade für uns Endstation. Deswegen sind wir doch erstmal positiv und freuen uns, dass die Wissenschaft uns hilft. Leider nicht einfach so, so eine ICSI ist ein kostspieliges Unterfangen. Aber auch hier gibt es eine positive Seite, nämlich Krankenkassen, die die ersten 3 Versuche zu 100% bezahlen. Das Kleingedruckte lässt einen schnell erfahren, dass natürlich nur die Standardleistungen bezahlt werden und nicht Zusatzleistungen der Kinderwunschkliniken wie verlängerte Eizellenkultur, Einfrieren von Eizellen (wenn man denn zu viele hat) usw. Zum Glück verdienen wir nicht so schlecht und können die Kosten statt einem Urlaub einplanen. Aber es gäbe natürlich schöneres (beispielsweise einen Urlaub).
So, also ICSI soll es sein. Was passiert da? Ganz kurz gesagt: Frau bekommt Hormone, damit sich nicht, wie normal üblich, nur eine Eizelle zur Wanderung im Eileitergebirge bereit macht, sondern möglichst viele. Aber nicht zu viele, sonst Gefahr einer Überstimulation. Wenn Eizellen groß genug zum Ausflug ins Gebirge (Eisprung), wird Eisprung ausgelöst. 36 Stunden später erfolgt die Punktion (Eizellenentnahme) per OP in Vollnarkose (aber nur 10 Minuten). Gleichzeitig muss der Mann im Nebenraum sein Bestes geben, damit die Eizellen gleich danach mit den Kumpels zusammengeführt werden können. Nach 2,3,4 oder 5 Tagen werden die Eizellen (dann schon Mehrzeller) beim Transfer in die Gebärmutter gespült (schmerzfrei). Ab dann heißt es warten in der Warteschleife bis zum Bluttest ca. 14 Tage nach Punktion. Und dann weiß man, ob man schwanger ist oder nicht. Eigentlich. Dazu später mehr.

Die ICSI haben wir ziemlich lässig hinter uns gebracht, wenn man hier irgendwie von Lässigkeit sprechen kann. Ich hab die Hormone gut vertragen, habe nur ein klein bißchen Angst vor der Vollnarkose gehabt, aber die Arzthelferinnen haben mir so lieb die Hand gehalten, dass ich beruhigt weggeschlummert bin. Ich hatte fast keine Schmerzen und keine Überstimulation. 12 Eizellen wurden entnommen, 8 konnten befruchtet werden. 2 haben sich nicht weiter entwickelt. Somit wurden 4 eingefroren (Kryokonservierung) und 2 zu Blastozysten weiterentwickelt. Das ist das Stadium, was die Eizellen nach 5 Tagen erreicht haben und der späteste Zeitpunkt, wann man sie zurückgeben kann, weil sie sich dann alsbald einnisten werden.
Es kamen auch tatächlich 2 Blatos raus (einer hinkte einen halben Tag hinterher), die mir dann Mitte September eingesetzt wurden. Der Mann war dabei und es war ein bißchen wie eine Geburt, nur deutlich schmerzloser und entspannter. Er hielt meine Hand und wir sahen, wie unsere Babies in Mamas Untergeschoss einzogen. Hach, wie romantisch, nicht wahr? Störend waren nur die Ärztin und die Biologin, die dafür sorgten, dass auch alles reingespült wurde und ich mich nicht als andere Person ausgab ("bitte nennen Sie nochmal Ihren Namen und Geburtsdatum, dann geht's los").
Bis hierhin also ein Bilderbuchverlauf.

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