Mittwoch, 5. August 2015

Das dritte Trimester

Als ich gerade wieder mal ein bißchen durch die Kinderwunsch-Blogs stöberte, ist mir aufgefallen, dass ich seit 2 Monaten nicht mehr geschrieben habe. Bin ich eine Krisen-Bloggerin? Vielleicht. Den Blog habe ich damals angefangen, als es mir nicht besonders gut ging, während der Eileiterschwangerschaft (von der ich noch nicht wusste, dass es eine war). Und das Bloggen hat geholfen, sich das Ganze mal von der Seele zu schreiben. 

Heute, noch nicht mal ein Jahr später, bin ich in der 28. Schwangerschaftswoche angekommen. Der Bauch wird immer ein Stückchen größer und seit ein paar Tagen ist auch ordentlich Action. Wahrscheinlich weil es immer weniger Platz für ihn gibt. Das hab ich noch gar nicht erzählt, oder? Es wird ein Junge, soviel war schon früh klar. Ich war eigentlich überzeugt davon, ein Mädchen zu bekommen (woher kommt bloß so eine Überzeugung?), aber beim zweiten großen Ultraschall war es einfach nicht zu übersehen. Was gibt es noch zu erzählen?
Mittlerweile ist "er" (ich habe noch keinen guten Spitznamen gefunden, es bleibt auch nicht mehr viel Zeit...) ca. 32 cm groß und ein Kilo schwer. Bei allen Untersuchungen, wir haben die NTM ausgelassen aber die Feindiagnostik gemacht, sah alles in Ordnung aus. Meine Blutwerte, der Blutzuckertest und Blutdruck, CTG etc. sind unauffällig. Das ist immer interessant, wenn ich dann bei der Ärtzin oder der Hebamme (die Untersuchungen erfolgen im Wechsel) sitze und es nach 2 Minuten heißt: Ja gut, Frau Chancentante, haben Sie denn noch irgendwelche Fragen? Weil wenn nicht sind wir schon durch, ist ja alles, wie es sein soll. Ich fühle mich dann immer ein bißchen wie im Bewerbungsgespräch, da ist es ja auch blöd, wenn man am Ende als Bewerber keine Fragen mehr hat. Aber was soll man dann auch fragen? Meistens habe ich dann eine Alibi-Frage, auf die ich die Antwort eigentlich schon weiß ("ist das schlimm, wenn ich nachts auf dem Rücken aufwache?"). Aber die Hebamme kann ich wahrscheinlich langsam mal nach Erstausstattung und solchen Dingen fragen, vielleicht hat sie ja ein paar ganz gute Tipps. 

Körperlich geht es mir auch soweit gut. Klar wird es langsam etwas beschwerlicher, gerade bei den hohen Temparaturen. Ich hab bis heute aber zum Glück nur 6kg zugenommen und vielleicht ist es auch deswegen nicht ganz so anstrengend. Mein Yoga Programm halte ich durch, 1-2 Mal die Woche online Yoga tut richtig gut. Und beim Aqua Fit bin ich auch geblieben, wechsele jetzt aber in den "normalen" Kurs. Mir Sport-Streber ist dieser Mama-Kurs einfach zu lahm. Die Damen ziehen es vor, sich im Becken zu unterhalten und zu kichern, wohingegen ich gerne mal eine Dreiviertelstunde Power haben möchte, weil man ja sonst nicht so viel Sport machen kann (das Joggen habe ich ja schon lange aufgegeben, es fühlte sich irgendwie nicht richtig an). Also versteht mich nicht falsch, die anderen Schwangeren waren sehr nett, aber die Prioritäten lagen einfach wo anders :)
Apropos andere Schwangere: Das ist ein interessantes Phänomen. Schwangere Frauen scheinen nur dieses eine Thema zu kennen. Jedes Mal habe ich versucht, mal ein anderes Thema zu setzen, aber irgendwie war die Offenheit dafür doch, sagen wir, eingeschränkt. Also klar, Austausch ist super und von den Erfahrungswerten der anderen kann man sicher profitieren. Aber ich bin doch nicht NUR schwanger. Ich arbeite, habe Freizeitinteressen und denke ab und zu auch mal an was anderes als meinen runden Bauch. Das wird später wahrscheinlich ähnlich: Die Mamis, die nur Mamis sind vs. diejenigen, die auch über andere Themen sprechen wollen und aus dem "Mami-Circle" ausbrechen. Wird wahrscheinlich gar nicht so einfach, wenn so ein kleines Bündel Glück die ganze Aufmerksamkeit fordert. Aber schauen wir mal, ich bin voller guter Vorsätze. 

Ich habe mir für die letzten Wochen noch ein paar Dinge vorgenommen. Zum Beispiel lerne ich Gitarre spielen. Also sagen wir, ich versuche es. Beim ersten Mal (ich versuche es erstmal mit Online-Tutorials), bin ich tatsächlich bis zum Stimmen der letzten Saite gekommen und alles hörte sich schon gut an. Bis auf die letzte Saite eben. Ich drehte und drehte und plopp, Saite gerissen, am falschen Rad gedreht. Meine Karriere als gitarrenspielende Folk-Sängerin muss also noch ein bißchen warten. 
Dann sind wir noch auf der Suche nach einer Eigentumswohnung oder einem Haus. Ich habe ja im Mutterschutz viel Zeit, deswegen nehme ich das jetzt schonmal in die Hand. Wer das von euch schon hinter sich hat, wird den Schmerz nachempfinden können. Ich mag schon jetzt nicht mehr. Aber wenn man nicht ewig zur Miete wohnen will, muss das wohl mal sein. 

An der Arbeit ist alles relativ lässig. Mein Projekt läuft gut, ich hab Zeit, mal ein paar grundlegende organisatorische Dinge zu erledigen und habe schon fast alles an meine Mitarbeiter abgegeben. Gestern war es hier super heiß und so richtig gut ging es mir am Abend nicht, deswegen habe ich beschlossen, heute zu Hause zu bleiben. Eine Freundin sagte gestern zu mir "wie lange in deinem Leben wirst du noch arbeiten und wie lange bist du mit dem ersten Kind schwanger?". Stimmt. Also öfter mal einen Gang runterschalten ist die Devise. Wobei mir der Teil "mit dem ersten Kind" doch ein bißchen zu denken gegeben hat. Im Freundeskreis haben einige schon 2 Kinder, bekommen gerade das zweite oder denken zumindest drüber nach. Wir sind ja durch unsere, sagen wir, naturbedingte Verzögerung, etwas hinter dran. Und ich hab mich schon ein paar Mal gefragt, ob sich wohl irgendwann der Wunsch nach einem zweiten einstellen wird? Meine Güte, es ist natürlich noch viel zu früh, ich hab noch nicht mal Erfahrungen mit dem ersten gemacht. Aber als Kiwu-Kandidatin macht man sich natürlich so seine Gedanken. Andere probieren es nach einiger Zeit einfach wieder. Wir müssen das planen. Und zwar akribisch. Und vielleicht nicht nur ein Mal, wer weiß. Aber diese Gedanken schiebe ich momentan noch ganz weit nach hinten, sie kommen nur ab und zu mal hoch, wenn man durch andere drauf gestoßen wird. Aber vielleicht ist es auch nicht so schlecht, sich schonmal ein paar Gedanken zu machen, dann fällt später die Entscheidung leichter. 

Ich schnappe mir jetzt mal meinen Schwangerschaftstee und lege mich ein bißchen auf die Couch. Schließlich befinde ich mich ab nächster Woche (oder schon ab dieser Woche, es gibt irgendwie unterschiedliche Aussagen) im dritten Trimester. Da ist eine gewisse Lässigkeit durchaus angebracht, oder?