Schon das Kind(er)kriegen war nicht so einfach, das Kind haben, huiuiui, das ist ein ganz schöner Lernprozess. B. ist nun 3,5 Monate alt und er hat mich schon so einiges gelehrt:
- Auch wenn es in der Öffentlichkeit eine ungefähre Vorstellung gibt, wie das Leben mit einem Neugeborenen so ist, man hat eigentlich keine Ahnung.
- Manche Kinder, oder sagen wir mal im Speziellen mein Kind, haben ein ausgeprägtes Nähebedürfnis. Schlief er zuerst nur bei uns auf dem Bauch/der Brust, muss es nun tagsüber auch fast immer noch die Trage sein. Er ist, Achtung, noch NIE irgendwo alleine eingeschlafen. Nicht im Bett, nicht auf der Spieledecke, nicht im Kinderwagen.
- Oh der Kinderwagen... Ich hörte immer: "Wenn gar nichts mehr hilft, dann stecke ich das Kind in den Kinderwagen und gehe 2 Stunden spazieren." Ja, das würde ich auch zu gerne mal machen. Geht aber nicht. Lege ich B. da rein, macht er 10 Minuten lang ein verdattertes/aufgeregtes Gesicht und fängt dann an zu Schreien. Ich glaube, so war das nicht gemeint. Kinderwagen ist also bisher eine Fehlinvestition.
- Weiter geht's mit dem Schlafen: Das geht also nur in der Trage oder gepuckt im Bettchen. Ungepuckt wird gar nicht erst eingeschlafen. Und auch nicht liegend im Bett, sondern wippend auf dem Pezziball, mit Regengeräusch. Halleluja, dass jemand das mit dem Weißen Rauschen rausgefunden hat. Das beruhigt B. ungemein.
- Ich hatte keine Ahnung, was so ein Babylachen in einem auslösen kann. Klar, fand ich immer schon niedlich. Aber der Moment, in dem dein eigenes Kind in deinem Arm liegt und dich aus voller Kehle anlacht, sich fast kaputtlacht, ist einfach unbeschreiblich. Ich musste selber so anfangen zu lachen, dass wir 5 Minuten laut lachend dasaßen. Wahnsinn.
- Noch nie habe ich so viel über Verdauung nachgedacht. Details erspare ich euch da jetzt mal. Nur soviel: Bauchweh is a bitch.
- Ich bin eine vereinnahmende Mama. Hätte ich nicht gedacht. Ich gebe ihn schon mal jemand anderen auf den Arm, klar. Aber ich möchte ihn dann bitteschön auch bald zurück haben. Die Schwiegereltern, die ihn komisch halten - ich sag was. Die Physiotherapeutin, die ihn bei der Rückbildung nimmt, weil er quengelt - ich guck dauernd hin, ob auch noch alles ok ist. Ich dachte, da bin ich etwas lässiger.
- Lässiger, das Stichwort, wenn man in der Öffentlichkeit unterwegs ist. Fängt B. in der Sbahn an zu schreien, ist mir das unangenehm. Mir macht das bei anderen Kindern gar nichts aus und ich denke immer, dass die Eltern da nichts für können. Aber ich selber empfinde es als unangenehm. Paradox.
- Ich vertrage wenig Schlaf. Ich habe seit 3,5 Monaten nicht mehr als 4 Stunden am Stück geschlafen und schlafe in einer Nacht selten mehr als zusammengerechnet 6,5 bis 7 Stunden. Aber das ist ok. Ich stehe auf und habe die Kraft für den Tag mit B. Denn irgendwie ist so ein Tag auch immer schon, trotz Gequengel und Geschrei ist er doch noch viel öfter gut drauf, lacht, spielt, pupst und freut sich.
- Ausgehen ist mir nicht so wichtig. Ich könnte abends mal ins Kino gehen. Oder mich mit einer Freundin treffen. Aber irgendwie denke ich mir: Das kann ich auch noch machen, wenn ich nicht mehr stille. Oder nicht mehr so oft. Klar, ich war schon das ein oder andere Mal tagsüber unterwegs und mein Mann hat dann ein Fläschchen mit abgepumpter Milch gegeben. Aber abends finde ich das nicht so wichtig.
- Ach ja, der Mann. Der ist echt super. Hab mir den Richtigen ausgesucht. Von der Geburt über die Zeit danach bis jetzt. Er macht total viel und ist super liebevoll mit dem Kleinen. So, wie ich es mir gewünscht habe. Aber man weiß ja nie, wie es wird. Er bringt mir Kleinigkeiten aus der Stadt mit, "weil du alles so toll machst".
- Nichtsdestotrotz hatte ich an der Situation zu knabbern. Bisher immer ein Team, bin ich jetzt (erstmal) diejenige, die den Löwenanteil übernimmt. Und damit ist nicht nur das Stillen gemeint. Der Mann fährt in die Stadt zum Arbeiten und trifft sich danach noch auf ein Bierchen. Oder geht mal (na gut, ein Mal) ins Kino. Irgendwie erschien mir das komisch am Anfang. Warum kommt er nicht sofort nach Hause und kümmert sich um sein Kind. Naja, weil ich es ja mache. Und ich mache es gerne. Und er übernimmt ihn dann am Morgen, damit ich noch 2 Stunden schlafen kann. Und man muss ja auch nicht immer alles gegeneinander aufwiegen.
- Das Wochenbett heißt Wochenbett, weil man am Besten viel im Bett sein sollte (logisch, was?). Das habe ich glaube ich nicht ganz so gut beherzigt. Irgendwie wollte ich so viel wie möglich "normal" machen. Den Haushalt, duschen, spazieren gehen. Aber irgendwie denke ich, ein bißchen mehr Faulheit und im Bett liegen wäre voll ok gewesen.
- Ratgeber stimmen total. Oder gar nicht. Oh je ich wachse stimmt bei uns so gar nicht. Babyjahre entspricht in vielen Punkten dem, wie B. sich entwickelt.
- "Stillen kann jeder" ist Quatsch. Ich habe in den letzten Monaten von so vielen Stillproblemen gehört und auch selber welche gehabt. Stillen muss man lernen und manchmal gibt es Dinge, die es einfach Scheitern lassen. Wir halten momentan noch durch (B. wiegt zu wenig und wir sollten schon zufüttern), aber ich weiß nicht, wie lange noch.
- Schlaf schlägt Serie gucken. Schlaf schlägt ausgiebiges Abendessen. Schlaf schlägt Schminken. Bitte beliebig fortführen.
Die Liste wird sicherlich noch erweitert. Aber so viel nach 3,5 Monaten. Wie soll das erst werden, wenn er Krabbeln, Laufen, Sprechen kann... Heieiei, da haben wir uns was eingebrockt. :)